In dem Heise-Artikel, den ich letztens empfehlenswert fand stand
“Heutzutage gibt Ubuntu den Ton an. OpenSuse indes hat viel vom Charme und Charakter früherer Zeiten bewahrt.“
Das stimmt zweifelsohne Ubuntu hat openSUSE den Rang abgelaufen. In deutschen Landen gab es früher wirklich jede Menge Linuxeinsteiger, die mit SuSE-Linux angefangen haben. Ich erinnere da mal an Gregor Oelze und seine SUSE-L(u)ser-Aktion. Die ist leider aus den Weiten des Netzes verschwunden.
Wie konnte das geschehen, das Ubuntu innerhalb wirklich wenig Zeit openSUSE derart verdrängen konnte? Ganz einfach SUSE ist uncool – Hacker unfriendly. Nach dem man den Einstieg in Linux gefunden hatte und mehr von seinem System erwartete stieß man an die Grenzen. YaST überschrieb Konfigurationen und dann hatte man die Nase voll und stieg um – nachtragendes Bashing inklusive.
Dann kommt ein afrikanischer Weltraumtourist und erfindet scheinbar das Rad. Er macht Linux einfach für jeden Nutzer installierbar – welch ein Quark das war vorher bereits da. Der Heise-Artikel meint dazu:
“Die Distribution kombiniert die Stärken von Debian mit Anwenderfreundlichkeit und ist das weitaus populärste Linux der letzten Jahre. Das System lässt sich einfach herunterladen, installieren und konfigurieren, erweitern und aktualisieren. Ubuntu ist noch keine fünf Jahre alt und damit eigentlich noch the new kid on the block. Trotzdem hat Mark Shuttleworth mit seiner Schöpfung die Regeln neu definiert.“
Nein, Mark Shuttleworth hat die Regeln nicht neu definiert, er hat sie nur konsequent mit allen seinen Mitteln angewandt. Früher gab es SUSE zum download erst einige Zeit nach dem Boxenrelease, mit der Übernahme von SUSE durch Novell verschwand das. Die neueste Version gab es zeitgleich zum Download. Aber was ist das schon wenn Canonical mit missionarischen Eifer gleichzeitig tonnenweise CDs vershipt? An jeder Ecke gab es Ubuntu zu haben. Es war absolut einfach es auszuprobieren. Begeisterung für Linux wäre sicher auch bei der Installation von SUSE aufgekommen, nur dümpelten die Installationsmedien auf irgendwelchen FTP-Servern herum.
Die Rechnung geht auf man erhält innerhalb weniger Zeit eine große Anzahl an Nutzern, die ihrerseits die Begeisterung für Ubuntu weitertragen. Nicht so bei openSUSE, die haben zwar auch noch ganz alte Benutzer die wirklich schon seit ewigen Zeiten SUSE nutzen aber die beteiligen sich weder an der Entwicklung noch rühren die die Werbetrommel für ihre Distribution.
Die Masse davon wird sich sogar scheuen einen Bug zu reporten, das ist derart unkomfortabel gestaltet. Ich muss mich dafür registrieren! Das hat etwas von du musst zwingend bei uns mitmachen
Ein ähnliches Drama bei den Mailinglisten, schon das abonnieren dieser ist äußerst umständlich, dass antworten auf eine Mail noch bekloppter. Insgesamt sind die Webpräsenzen des openSUSE-Projektes eher ein Dschungel in den nur Geekos und Lizards die Informationen finden als Ottonormalnutzer.
Das die Entwicklung einer Linuxdistribution community-driven sein muss, weiß man selbst bei Novell bzw. SUSE. Um das zu Erreichen läßt man sich etwas einfallen – den Buildservice. Man versucht die Entwickler von Software dazu zu bringen, ihre Entwicklungen direkt für SUSE und auch andere Distributionen damit zu paketieren. Ok, kann funktionieren muss es aber nicht oder warum gibt es 3 verschiedene ClamAV-Pakete mit gleicher Versionsnummer?
Andererseits muss man requestete sinnvolle Features wegen zu wenig Manpower canceln und am Ende sogar über eine Änderung des Releasezyklus nachdenken.
Aber was rede ich denn, die Masse der Punkte wo es klemmt ist innerhalb des openSUSE-Projektes bekannt. Es gibt innerhalb des WikiWeb-Dschungel eine Seite namens BrainStorming Prague. Dort finden sich nicht nur die von mir angesprochenen Punkte sondern auch noch ein paar mehr, denen ich nur zustimmen kann. Allerdings würde ich die Prioritäten etwas anders setzen, falls die Reihenfolge diese darstellen soll.
Einer der Punkte jedenfalls ist wieder small community und es ist seit The Cathedral & The Bazaar eigentlich klar, dass der Community ein Anteil an der Entwicklung von Software zukommt. Diese muss man endlich aufbauen, dafür hat man eigentlich sogar jemanden engagiert. Und dennoch tröpfelt es nur. Während Canonical die Präsentationen von Ubuntu vollkommen den Loco-Teams überläßt (und denen das nicht einmal finanziert). Ist es schwer für kleinere Veranstaltungen überhaupt jemanden zu finden, der openSUSE präsentiert. So wird man bestimmt keine aktive Community gewinnen. Nun schauen wir mal, wie es in diesem Zirkus so weiter geht.